Der Hurenwagen
Unter dem Leitspruch "Deus vult" (Gott will es) versammelten sich zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert in sieben Kreuzzügen Tausende christlicher Ritter und Soldaten, um die heilige Stadt Jerusalem von den aus christlicher Sicht ungläubigen Muslimen zu befreien. Zu meiner Geschichte vom Hurenwagen inspirierte mich ein ganz besonderer Kreuzzug, der, weil er von vornherein als wenig aussichtsreich und auch von den Zeitgenossen als hochgradig dubios erachtet wurde, gar nicht zur offiziellen Kreuzzughistorie gezählt wird.
Gemeint ist der sogenannte Kinderkreuzzug von 1212, der sich, von fanatischen Kreuzpredigern angefacht, in Paris und Köln formierte und einen Strom ebenso fanatisierter Kinder und auch Erwachsener durch das ganze damalige Heilige Römische Reich Deutscher Nation bis über die Alpen nach Italien ziehen ließ. Das Ganze endete für viele Beteiligte in einem Fiasko - Tod, Vergewaltigung und Verschleppung in orientalische Harems inbegriffen.
Das passiert: Gunde, die Hauptfigur des Romans, ist Heilerin, versiert in den Lehren und Rezepturen der Kräutermedizin in der Tradition einer Hildegard von Bingen, deren Zeitgenossin sie beinahe ist. Plötzlich in einen Streit um ein ominöses Formelbuch verwickelt, sucht sie Schutz im Kinderkreuzzug des Jahres 1212. Sie gerät in neue Verwicklungen und Intrigen, erfährt aber auch die tatkräftige Hilfe neuer ungewöhnlicher Freunde. Sie bleibt im Besitz des Formelbuchs, dessen Rezepturen moderne Ansätze der Chemotherapie vorwegnehmen, und verwirklicht ihre Vision eines der ersten modernen Hospitäler – in Form des Hurenwagens.
Manfred Schumacher, Der Hurenwagen, erschienen 2021 im vss-verlag, Frankfurt, ISBN 978-9-403631-23-3, 363 Seiten, 15,95 Euro
